Hallo Ihr Lieben!
Die letzten Monate ist viel passiert in meinen Leben. Vieles, auf das ich gut verzichten kann. Andererseits ist es mein Lebensweg. Und ich habe diesen Weg für mich angenommen. Selbstverständlich bin ich und ihr sicher auch gespannt, wo die Reise in den nächsten Monaten und hoffentlich noch vielen schönen Jahren hingehen wird.
In diesem Beitrag schreibe ich für euch, wie sich meine Einstellung zum Leben mit dem Krebs verändert hat. Ich möchte euch mitnehmen in meine aktuelle Welt und wissen lassen, wie es mir im Moment im fünften Monat meiner Chemotherapie geht.
Meine Einstellung zum Leben mit dem Krebs
Ich habe euch bereits in meinen letzten Beiträgen davon erzählt, wie es war, als ich die Diagnose bekam, wie das Leben sich damit so anfühlt und was ich daraus mache.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass nicht jeder Tag einfach ist. Glücklicherweise habe ich mein Leben mit der Krankheit jetzt angenommen und kann die meiste Zeit gut damit umgehen.
Was mir am meisten fehlt:
- Spontanität – einfach machen können, wozu ich Lust habe, ohne Angst zu haben, dass ich wegen meiner Tagesform nicht kann oder mich draußen mit Infekten / Covid infiziere
- Nach Lust und Laune essen und genießen – Aufgrund des fehlenden / gestörten Geschmackssinns
- Genüsslich ein schönes Glas Wein, Aperol Spritz, Lillet Wild Berry, Sekt oder Champagner trinken
- Ganz besonders die sozialen Kontakte – beruflich und auch privat
- Unbeschwert ins Auto setzen und einen Ausflug, Bummel oder ähnliches machen
- Reisen – ich liebe es zu reisen beruflich wie privat
- Sonne – als Chemo Patient darf man nicht wirklich in die Sonne – nur geschützt und mit 50er
- Die Arbeit und die ausgelassenen Gespräche in den Pausen mit den Kollegen
Was ich gerade genieße und zu schätzen weiß:
- Ausschlafen
- Ausgiebig meditieren, innehalten, reflektieren
- Meine schöne Wohnung und Dachterrasse
- Den Frühling und nahenden Sommer
- Bücher lesen, Hörbücher hören, Podcasts hören
- Beiträge auf meinem Blog zu schreiben
- Mehr Zeit mit lieben Menschen und vor allem mit meinen Eltern verbringen zu können
- Genügend Zeit zu haben, für Dinge die mir wichtig sind und sonst in der Regel zu kurz kommen
Alles Dinge, für die man im normalen Alltag meist viel zu wenig Zeit hat und die ich nun ausgiebig genieße.
Veränderung der Einstellung – Strategie
Die Krankheit zwingt einen zur Geduld. Geduld war bisher mit einer meiner am wenigsten ausgeprägten Tugenden. Ich mag es schnell, ich mag, wenn sich immer was bewegt. Als Impuls gesteuerter Mensch liebe ich es immer neue Eindrücke zu bekommen und stetig Neues zu lernen.
Jetzt wurde ich durch den Krebs mal so richtig schön heruntergebremst. Von 100 auf 10 in kürzester Zeit. Peng! Und nun, stand ich erstmal da und hab die ersten Wochen nur geheult. Bald merkte ich, dass ich damit nicht weiter komme. Weinen ist gut und seelisch sinnvoll, da wir uns damit auch reinigen und frei machen. Bald brauchte ich jedoch eine Strategieänderung. Das Leben muss mit dem Krebs, der Chemotherapie, den ständigen Klinikbesuchen, den Nebenwirkungen, den veränderten Bedingen weitergehen…ganz besonders, wenn man wie ich aktuell alleine lebt und im Alltag niemand da ist, der einem wirklich hilft.
Was hat mir bei der Strategieänderung geholfen?
- Mein Vertrauen und Glaube an die höhere Weisheit (Gott)
- Mein ungebändigter Lebenswille
- Das Vertrauen in Ärzte und Schwestern des SANA Klinikums Offenbach und in die Therapie
- Meine Ausbildung zum Personal und Mental Coach – die gelernten Tools z.B. WingWave
- Mein Herzcoach – auch Coaches haben Coaches, was wunderbar ist!
- Meine Lebensfreude und Kämpfergeist
- Die tägliche Meditation und das Erden
- Der Austausch mit ehemaligen Erkrankten und Mit-Leidensgenossen in der Klinik
- Die Lektüre zum Thema Brustkrebs
- Instagram Beiträge von Frauen, die Brustkrebs haben / hatten und Mut machen
Auch arbeite ich schon längere Zeit an meinem ausgewogenen Hearthset, Mindset, Soulset und jetzt intensiv Healthset. Die Grundlage dazu bildete das Buch von Robin Sharma „5-Uhr-Club“. Es hilft sehr im Leben und bei Herausforderungen aller Art, wenn man die genannten 4 Parameter für sich bestmöglich in Einklang und Harmonie bringt und gut damit umzugehen weiß.
Aktuelles Leben
Ich spreche am Anfang meines Beitrags von meiner Reise. Damit meine ich die Reise in mein neues Leben. Ursprünglich habe ich mit dieser Reise vor gut 3 Jahren begonnen. Ich machte mir einen 3, 5, 10 und 20-Jahres Plan, damals noch mit meinem Partner – alles sollte wunderbar werden.
Wie ihr mittlerweile wisst, hat sich mein Lebensplan komplett verändert. Mein Vater erkrankte schwer und wurde zum Pflegefall, die Beziehung lief komplett anders als erträumt, ich verlor meinen Job während der Hochphase von Corona, neuer Job im Vertrieb Juli 2021, Anfang 2022 zog ich aus dem gemeinsamen Haus in Baden-Württemberg zurück nach Hessen, mein Stiefvater erlitt mehrere Schlaganfälle / bekam die Diagnose Demenz und Parkinson an meinem 51 Geburtstag, mein leiblicher Vater starb am 10.10.22 und an Weihnachten kurz vor dem Umzug in meine Traum-Penthouse-Wohnung, bekam ich die Diagnose Brustkrebs – frohe Weihnachten!
Ein Bekannter sagte mal, dein Leben ist ja wie ein Horrorfilm. Jedes einzelne Ereignis ist schon einschneidend, aber das in Summe…ihm fehlten die Worte.
Glücklicherweise habe ich die „Stehaufmännchen-Mentalität“ und eine sehr starke Mutter, die mich in schwachen Momenten immer wieder am Kragen packt, mir Mut und Kraft gibt und mich ans Stehaufmännchen erinnert.
Einfach kann jeder!
Aktuelle Einstellung und Tools
Nach all den Erlebnissen der letzten Monate und viel Zeit zum Nachdenken, habe ich mich dafür entschieden mein Leben genau so anzunehmen, wie es ist und das Beste daraus zu machen. Ok, das hört sich jetzt banal an.
Was ist damit genau meine? Ich freue mich über jeden neuen Tag. Ehrlich gesagt, weiß weder ich noch ihr, wie lange wir leben. Das bedeutet, ich nehme jeden Tag an, so wie er ist – egal ob ich gut oder schlecht drauf bin. Ich versuche morgens mit meiner Meditation eine solide Grundlage zu schaffen, für das was ist und das was auf mich zukommen kann. Damit zentriere ich mich als Erstes auf meinen Atem, danach auf meinen Körper und danach auf die Themen, die mir wichtig sind / auf die ich mich konzentrieren möchte.
Damit setze ich den Grundstein für jeden neuen Tag und weiß, was ich möchte.
Mit dem Körperscan während der Meditation merke ich bereits, wie meine körperliche Konstitution ist, meine Tagesform und Emotionen. Damit kann ich weiter arbeiten. Heißt konkret:
- Körper schwach und müde – langsam machen, keine übermäßige Anstrengung, viel ausruhen
- Kreislaufprobleme / Schwindel – siehe oben
- Traurig, Ängste, Sorgen – Selbstcoaching mit Wingwave App / Wingwave Musik oder Herzcoach
- Kraftvoll und Energie geladen (entsprechend der Umstände) – Pläne schmieden, rausgehen
- Fühle mich attraktiv und hübsch – verabrede mich / mache Bummel / Unternehmungen mit Mutter
Mittlerweile weiß ich ganz gut, wenn meine schwächeren und kraftvolleren Tage sind und kann so ganz gut planen.
Zudem helfen mir, dass ich meinen ZDE (Zweck der Existenz) und meine Big Five for Life bereits seit längerem definiert habe. Die Geschichte und Details hierzu findet ihr in John Strelecky’s Buch „Big Five for Life“.
Im Moment kann ich nicht einschätzen, wie lange meine Therapie noch dauert und wann ich alle oben genannten Dinge, die mir am meisten fehlen, wieder ausgiebig genießen kann. Dafür bin ich aktuell noch zu krank und muss meine weitere Therapie, OP und Bestrahlung abwarten.
Ich darf mich also herrlich in Geduld üben. Die oben genannten Tools helfen mir dabei sehr gut.
FAZIT
Ich nehme jeden Tag an, wie er kommt und mache das mir bestmögliche daraus.
Es gibt so vieles, wofür es sich zu leben lohnt und daran arbeite ich jeden Tag. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt. Keiner von uns weiß, wie viel Zeit einem jeden von uns bleibt und wie und wann das Ende kommt.
Was ich weiß und was mir durch meinen Krebs ganz besonders bewusst geworden ist, dass ich mein Leben liebe. Und ich habe mir versprochen, das Beste aus der Zeit zu machen, die mir bleibt – sei es beruflich oder privat. Ich meine damit, dass ich mein Leben nun ganz bewusst leben werde…jeden einzelnen Tag. Dass ich nichts mehr aufschiebe, dass ich authentisch und wahrhaftig lebe. Ich habe noch viele Wünsche und Träume, die ich gerne verwirklichen möchte und daran arbeite ich schon jetzt.
Inspiriert dazu hat mich unter anderem das wundervolle Buch von John Strelecky „Big Five for Life“, auch der 5-Uhr-Club von Robin Sharma, Lektüre von Dr. Joe Dispenza oder der Podcast „Die Köpfe der Genies“ und das Buch „Soulmaster“ von Maxim Mankevich. Alles wunderbare Lehrer und Vorbilder für mich.
Wenn mein letzter Tag kommt, möchte ich sagen können, ich habe meine Herzenswünsche, Aufgaben und Träume im Rahmen meiner Möglichkeiten erfüllt und erlebt. Und dann werde ich hoffentlich mit einem Lächeln im Gesicht friedlich einschlafen.
Im nächsten und 6. Teil meiner Brustkrebs…und jetzt!? Beitragsreihe teile ich mit euch meine „Sorgen & Ängste“.
Ihr findet alle meine Beiträge zum Thema „Brustkrebs“ unter „ABOUT ME“.
Herzlichst
Eure Petra